Nathan der Weise – Interpretation
Du musst „Nathan der Weise“ analysieren? In diesem Beitrag und im Video zeigen wir dir eine „Nathan der Weise“ Interpretation und alles rund um den Hintergrund des Werks.
Inhaltsübersicht
Interpretation – Nathan der Weise
„Nathan der Weise“ ist ein Drama von Gotthold Ephraim Lessing aus dem Jahr 1779. Darin geht es um die Gleichstellung der drei Weltreligionen (Judentum, Christentum und Islam) und Toleranz zwischen den Menschen.
Für das Drama gibt es verschiedene Interpretationsansätze. Du kannst dich zum Beispiel mit dem Thema von Vernunft und Religion auseinandersetzen, die Ringparabel analysieren oder das Stück im Rahmen der Aufklärung beschreiben.
„Nathan der Weise“ ist ein Ideendrama. Das bedeutet, dass sich die Handlung um ein bestimmtes philosophisches Prinzip dreht. In „Nathan der Weise“ ist das der Toleranzgedanke der Aufklärung. Lessing möchte die Leser dazu bewegen, ihre eigenen Vorurteile abzulegen und toleranter mit ihren Mitmenschen umzugehen.
Wenn du nochmal wiederholen möchtest, was in der Geschichte passiert, sieh dir hier unsere Zusammenfassung an.
Nathan der Weise – Sprache & Stil
In beispielsweise einer Dramenanalyse zu „Nathan der Weise“ kannst du dir zunächst Stil und Sprache anschauen. Dabei kannst du zum Beispiel auf die Form des Texts eingehen oder einzelne Stilmittel untersuchen.
„Nathan der Weise“ ist im Blankvers geschrieben. Dabei handelt es sich um einen fünfhebigen Vers ohne Reim mit weiblicher Kadenz . Der Vers endet also auf eine unbetonte Silbe. Das erleichtert den Lesefluss und lenkt den Fokus auf den Inhalt der Gespräche.
Außerdem gibt es viele Enjambements . Das bedeutet, dass die Sprechanteile der Charaktere sich über mehrere Verse erstrecken. Das vereinfacht den Lesefluss und lässt das Drama lebendiger wirken. Schau dir dazu folgendes Zitat an:
- „Es ist der Tempelherren Pflicht, dem Ersten / Dem Besten beizuspringen, dessen Not / Sie sehn“ (V. 1213f.)
Darüber hinaus ist das Drama in einfacher Sprache verfasst. Es gibt kaum Fremdwörter und die Sätze sind parataktisch aufgebaut. Das heißt, dass Hauptsätze aneinandergereiht werden. Dieser einfache Schreibstil erleichtert das Verständnis.
Die Gespräche in dem Stück haben den Charakter einer Erörterung . Die Figuren haben zu Beginn unterschiedliche Meinungen. Im Laufe des Gesprächs tauschen sie logische Argumente aus und ändern so ihre Ansichten. Nathan steht dabei häufig im Mittelpunkt, denn er vermittelt zwischen den Charakteren. Seine Weisheit hilft den anderen Figuren, selbst zu neuen Erkenntnissen zu kommen.
Außerdem gibt es in dem Drama viele Metaphern . Diese bildhaften Vergleiche erleichtern das Verständnis und veranschaulichen den Inhalt. In der Ringparabel zum Beispiel spricht Nathan über drei Ringe. Diese stehen metaphorisch für die drei Weltreligionen.
Nathan der Weise Thema – Vernunft und Religion
Ein großes „Nathan der Weise“ Thema ist die Vernunft. Nathan versucht im Laufe des Stücks, den anderen Charakteren ihre Vorurteile aufzuzeigen. Zum Beispiel weigert sich der christliche Tempelherr, Nathans Einladung anzunehmen, weil dieser Jude ist. Auch der Sultan Saladin hat Vorurteile: Er glaubt, Nathan sei geizig und wolle ihm deshalb keinen Kredit geben.
Saladin will Nathans großmütige Einstellung überprüfen und fragt ihn deshalb, welche Religion die wahre sei. Nathans Antwort ist überraschend: Es gibt nicht eine richtige Religion, sondern alle sind gleichwertig. Viel wichtiger ist es, Menschen nach ihrem Charakter zu beurteilen und nicht nach ihrer Glaubensrichtung.
Für Nathan ist die Vernunft also deutlich wichtiger als die Religion. Obwohl er selbst schlechte Erfahrungen mit Christen gemacht hat, hat er die christliche Recha adoptiert. Durch die Gespräche mit Nathan erkennen die Figuren ihre Vorteile und lernen, toleranter zu sein. Nathan verkörpert deshalb in dem Drama die Werte der Aufklärung: Vernunft, Toleranz und Humanismus .
Nathan der Weise Thema – Ringparabel
Saladin stellt Nathan die Frage, welche Religion die wahre sei. Daraufhin erzählt Nathan ihm eine kurze Geschichte in der Form einer Parabel . Eine Parabel ist eine lehrhafte Erzählung, deren Bedeutung vom Leser entschlüsselt werden muss. Eine ausführliche Analyse der Ringparabel findest du hier .
Nathan beschreibt einen Vater, der drei Söhne hat. Einem von ihnen soll er nach seinem Tod einen wertvollen Ring vermachen. Allerdings hat der Vater alle Söhne gleich gern. Deshalb lässt er Kopien des Rings anfertigen und verteilt sie an die Söhne. Nach dem Tod des Vaters geraten diese in Streit darüber, wer den „echten“ Ring bekommen hat. Ein herbeigerufener Richter fällt schließlich ein Urteil: Alle Ringe sind gleich wertvoll, denn alle stehen für die Liebe des Vaters.
Diese Botschaft lässt sich auf die drei Weltreligionen übertragen. Keine von ihnen ist die einzig wahre Religion, denn Gott schätzt alle Religionen gleichermaßen. Alle Menschen sollen — im Sinne Gottes und unabhängig von ihrem Glauben — offen und tolerant miteinander umgehen. Damit spricht sich Nathan für mehr Toleranz und Religionsfreiheit aus.
Nathan der Weise – Aufklärung
„Nathan der Weise“ ist eines der bekanntesten Werke der Aufklärung. Nathan selbst verkörpert wichtige Werte der Aufklärung wie Vernunft, Toleranz und Humanität. Im Laufe des Dramas entwickeln sich auch die anderen Figuren zu aufgeklärten, vernünftigen Menschen.
Der Tempelherr zum Beispiel verurteilt Nathan zu Beginn aufgrund seiner Religion und will nichts mit ihm zu tun haben. Erst nach und nach erkennt er seine Vorurteile und wird toleranter.
Tipp: Eine ausführliche Einordnung in die „Nathan der Weise“ Epoche der Aufklärung findest du hier .
Fragmentenstreit
Das Thema Religionsfreiheit und Toleranz spielt nicht nur in „Nathan der Weise“ eine Rolle. Lessing hat sich auch im echten Leben für mehr Offenheit im Namen der Aufklärung eingesetzt. Zum Beispiel hat er ab 1774 Schriften veröffentlicht, die das Christentum kritisieren. Damit wollte er die Menschen dazu anregen, sich mit ihrer Religion auseinanderzusetzen und ihren Verstand zu benutzen.
Allerdings stieß Lessing damit auch auf Proteste, besonders aus der Kirche. Der Hauptpastor Johann Melchior Goeze vertrat stur die Ansichten der Bibel und stellte seinen Glauben über die menschliche Vernunft. Lessing hingegen war der Ansicht, dass dieses Festhalten an strengen Glaubensregeln die Menschen intoleranter machen würde. Anstatt blind den Vorschriften der Kirche zu folgen, sollten die Menschen offener miteinander umgehen.
Nathan der Weise – Szenenanalyse
Jetzt weißt du, worauf es bei einer „Nathan der Weise“ Interpretation ankommt. Eine ausführliche Analyse einer Szene aus dem Drama findest du in unserem nächsten Video .