Romeo und Julia auf dem Dorfe – Zusammenfassung
Worum geht es in „Romeo und Julia auf dem Dorfe“? In unserem Beitrag und im Video zeigen wir dir eine Zusammenfassung zu „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ mit einer Figurenkonstellation.
Inhaltsübersicht
Romeo und Julia auf dem Dorfe — Übersicht
„Romeo und Julia auf dem Dorfe“ ist eine Novelle von Gottfried Keller aus dem Jahr 1856. Darin geht es um die Bauernkinder Sali und Vrenchen. Die beiden verlieben sich ineinander, doch ein erbitterter Streit ihrer Väter treibt sie schließlich in den Tod.
- Veröffentlichung: 1856
- Stoff: William Shakespeares Tragödie „Romeo und Julia“ (1597)
- Autor: Gottfried Keller
- Gattung: Novelle
- Epoche: Realismus
- Hauptfiguren: Sali, Vrenchen, Bauer Manz, Bauer Marti
Gut zu wissen: Die Geschichte basiert auf wahren Ereignissen. Gottfried Keller las in einem Zeitungsartikel über ein junges Paar, das sich umgebracht hatte, weil es nicht heiraten durfte.
Romeo und Julia auf dem Dorfe — Inhaltsangabe
Im Zentrum der Geschichte stehen die beiden Bauernfamilien Manz und Marti. Beide Familienväter bewirtschaften Äcker, die direkt nebeneinander liegen. Dazwischen befindet sich nur ein altes Feld. Der ursprüngliche Besitzer dieses Ackers ist verstorben und sein rechtmäßiger Nachkomme, der schwarze Geiger, kann seine Familienzugehörigkeit nicht beweisen. Deshalb bleibt der Acker ein braches Feld.
Die Kinder der beiden Bauern, Sali Manz und Vrenchen Marti, spielen oft zusammen auf den Feldern. Ihre Väter beginnen nach und nach, Teile des unbelegten Ackers mit Steinen abzustecken und so Teile davon für sich zu beanspruchen. Doch als der Acker nach vielen Jahren an den Bauern Manz versteigert wird, bricht ein bitterer Streit aus. Denn Marti will ’seine‘ Ecke des mittleren Ackers jetzt nicht mehr hergeben.
Die ehemals guten Nachbarn beginnen sich zu hassen und ziehen auch ihre Familien mit in den Konflikt. Sali und Vrenchen dürfen ab jetzt keine Zeit mehr miteinander verbringen. Erst Jahre später treffen die beiden bei einem Ausflug mit ihren Familien zufällig aufeinander. Während ihre Väter sofort zornig aufeinander losgehen, ist die Begegnung für Sali und Vrenchen der Beginn ihrer Liebe.
Von da an treffen sich die beiden Liebenden heimlich und verbergen die Beziehung vor ihren zerstrittenen Familien. Eines Tages treffen die beiden den schwarzen Geiger, der ihnen vom Grund des Streits der Väter erzählt. Wenig später erwischt Vrenchens Vater Marti die beiden Liebenden zusammen und greift seine Tochter an.
Um Vrenchen zu beschützen, schlägt Sali Marti mit einem Stein auf den Kopf. Der Bauer überlebt den Angriff zwar, kann sich aber an nichts erinnern und muss wegen bleibender psychischer Schäden in ein Heim. Sali und Vrenchen ahnen, dass ihre Liebe keine Zukunft hat und beschließen deshalb, zum Abschluss ihrer Beziehung ein Dorffest zu besuchen. Dort werden die beiden für ein Hochzeitspaar gehalten und tauschen auch Ringe aus.
Am Abend klettern beide auf ein mit Heu beladenes Boot und wollen ihre Liebe besiegeln. Das Boot treibt davon und wird am nächsten Tag in der Stadt entdeckt. Die Leichen der jungen Liebenden werden am Ufer gefunden. Beide konnten nicht ohne einander leben und haben deshalb Selbstmord begangen.
Romeo und Julia auf dem Dorfe — Figurenkonstellation
In unserer Figurenkonstellation lernst du die wichtigsten Charaktere der Geschichte besser kennen.
Salomon Manz
- genannt Sali
- hübsch und kräftig
- blonde Locken und blaue Augen
- einziges Kind der Familie Manz
- trifft Vrenchen mit 19 Jahren wieder
- sorgt sich um seine Familie
- wünscht sich eine Zukunft mit Vrenchen
Verena Marti
- genannt Vrenchen
- dunkelbraune Locken und braune Augen
- in Armut aufgewachsen
- hat früh ihre Mutter verloren
- trifft Sali mit 17 Jahren wieder
- legt Wert auf Ordnung und Sauberkeit
- unsterblich in Sali verliebt
Bauer Manz
- Vater von Sali
- ehemals gut mit Bauer Marti befreundet
- Streit bringt die beiden auseinander
- bringt auch seine Familie dazu, die Martis zu hassen
- häuft hohe Schulden an
- verstrickt sich deshalb in dubiose Geschäfte
Bauer Marti
- Vater von Vrenchen
- zu Beginn der Geschichte ein fleißiger Bauer
- will seinen Teil des geraubten Landes nicht zurückgeben
- wütend auf Vrenchen wegen ihrer Beziehung zu Sali
- erwartet, dass auch Vrenchen die Familie Manz hasst
- selbstsüchtig und egoistisch
Der schwarze Geiger
- Enkel des ehemaligen Besitzers des mittleren Ackers
- kann keine Geburtsurkunde vorweisen
- darf das Land deshalb nicht für sich beanspruchen
- Unglücksbote
- symbolisiert Ungerechtigkeit und Pech
Der Streit
Die beiden Bauern Manz und Marti bewirtschaften zwei nebeneinanderliegende Ackerfelder. Zwischen ihnen liegt ein bracher Acker. Denn der Erbe des verstorbenen Besitzers, ein Mann namens der schwarze Geiger, kann sich nicht ausweisen und darf das Land nicht für sich beanspruchen. Nach und nach verschieben Manz und Marti deshalb die Grenze ihrer Äcker und bewirtschaften auch Ecken des mittleren Ackers.
Ein paar Jahre später wird das mittlere Stück Land schließlich versteigert — an Manz. Doch Marti weigert sich, die von ihm gepflügte Ecke des Ackers einfach so abzugeben. Zwischen den ehemals guten Nachbarn entbrennt ein heftiger Streit. Sie beginnen, einander zu hassen und tun alles dafür, den anderen auszuspielen. Darunter leiden auch ihre Familien: Sali und Vrenchen, die seit Kindheitstagen gemeinsam auf den Feldern spielen, dürfen sich von nun an nicht mehr sehen.
Die Bauern treiben sich gegenseitig in den Ruin und müssen deshalb beide nach neuer Arbeit suchen. Der Bauer Marti beginnt, als Fischer am Fluss zu arbeiten und Manz eröffnet eine heruntergekommene Gaststätte im Nachbarort. Doch der Ertrag bleibt aus und deshalb versucht auch er sich als Fischer.
Beginn der Liebe
Eines Tages treffen die Bauern Manz und Marti beim Fischen aufeinander. Auch Sali und Vrenchen sind dabei. Die beiden sind mittlerweile 19 und 17 Jahre alt. Das unerwartete Treffen am Fluss führt zum Streit und die Bauern gehen aufeinander los. Sali und Vrenchen bemühen sich deshalb, ihre Väter zu trennen, bevor die Prügelei außer Kontrolle gerät. Doch dabei haben sie auf einmal nur Augen füreinander. Ihre Hände berühren sich und sie verlieben sich ineinander.
Von da an treffen sich Sali und Vrenchen heimlich an den Äckern ihrer Väter. Eines Tages begegnen sie dort dem schwarzen Geiger. Dieser verrät ihnen den wahren Grund für die bittere Feindschaft der Bauern: Es ist der Kampf um den mittleren Acker und die ungerechte Verschiebung der Grenzsteine. Zwar ist der schwarze Geiger der rechtmäßige Besitzer des Feldes, aber er will keine Rache. Sali und Vrenchen sind zunächst geschockt über die Selbstsüchtigkeit ihrer Väter, doch sie wollen an ihrer Liebe festhalten.
Sie liegen gemeinsam im Heu, als auf einmal Bauer Marti auftaucht. Er wird wütend, als er seine Tochter mit Sali erwischt und will sie zur Rede stellen. Als er sie an den Haaren packt und wegziehen will, schlägt Sali ihm mit einem Stein auf den Kopf. Marti bricht bewusstlos zusammen.
Sali und Vrenchen vereinbaren, den Vorfall zu verheimlichen. Vrenchen pflegt ihren Vater und ist dabei hin- und hergerissen zwischen Schuld und Wut. Marti wacht zwar wieder auf, kann sich aber an nichts erinnern. Er hat einen geistigen Schaden davongetragen und muss deshalb in ein Heim eingewiesen werden. Vrenchen, deren Mutter bereits früh gestorben ist, ist jetzt ganz auf sich allein gestellt.
Auch Sali geht es nicht besser. Er erzählt Vrenchen davon, dass seine Eltern auf die schiefe Bahn geraten sind und jetzt versuchen, auf illegalem Weg an Geld zu kommen. Dafür würden sie mit Dieben zusammenarbeiten, die auch im Haus der Familie wohnen dürften.
Die beiden Liebenden erkennen, dass ihre Beziehung keine Zukunft hat und seit dem Angriff auf Marti unter einem schlechten Stern steht. Sie beschließen, einen letzten Tag zusammen zu verbringen. Denn Vrenchen träumt davon, mit Sali auf der Kirchweih, einem Fest im Dorf, zu tanzen, so als wäre es ihr Hochzeitstag.
Tragisches Ende
Auf dem Weg zur Kirchweih am nächsten Tag gehen Sali und Vrenchen als Paar die Dorfstraße entlang. Dabei werden sie von den Dorfbewohnern respektvoll behandelt und sogar für ein Hochzeitspaar gehalten. Doch bald werden sie erkannt und ziehen sich deshalb lieber zurück.
In einem abgelegenen Wirtshaus begegnen sie erneut dem schwarzen Geiger. Dieser bietet ihnen an, sich den Heimatlosen anzuschließen und in den Bergen zu leben. Sali und Vrenchen stimmen zu und gemeinsam zieht die Wandergesellschaft Richtung Wald auf die Berge. Auf dem Weg kommen sie an den drei Äckern der Familien Manz und Marti vorbei. Sali und Vrenchen beschließen, auf der Stelle heiraten zu wollen. Sie tauschen Ringe aus, die sie zuvor im Dorf gekauft hatten, und schwören sich ewige Treue.
Trotzdem haben die beiden Liebenden Angst vor der Zukunft. Deshalb klettern sie auf ein mit Heu beladenes Boot, was auch als „Hochzeitsbett“ beschrieben wird. Das Schiff treibt dem Sonnenuntergang entgegen und wird am nächsten Tag leer gefunden. Wenig später findet man auch die Leichen von Sali und Vrenchen am Flussufer.
Der schwarze Geiger als Unglücksbote
Der Geiger gehört zu den Heimatlosen und verdient sein Geld mit gelegentlichen Arbeiten wie Kesselflicken oder Pechsieden. Seine Hände sind also von den Materialien verfärbt. Daher kommt auch der Name der „schwarze Geiger“.
Der schwarze Geiger spielt in der Novelle eine düstere Rolle. Denn immer, wenn die Figuren ihn treffen, passiert danach ein Unglück. Zuerst treffen Sali und Vrenchen den Geiger vor Salis Angriff auf Marti, später treffen sie ihn erneut an ihrem „Hochzeitstag“. Der Geiger prophezeit also Pech und die Handlung nimmt mit ihm eine schlechte Wendung.
Er ist auch der Auslöser des Streits und der damit verbundenen Feindschaft der Bauern. Denn sein Acker ist der Grund, warum die Bauern aneinander geraten.
Gesellschaftskritik
Für deine Interpretation von „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ kannst du dir auch überlegen, inwiefern Gottfried Keller die Gesellschaft kritisiert. In seiner Version von Romeo und Julia leben die Liebenden in einem deutschen Dorf im 19. Jahrhundert. Wie im berühmten Original von Shakespeare gibt es auch hier einen Familienstreit, der die beiden auseinanderbringt.
Doch Keller kritisiert hier vor allem das Bürgertum im 19. Jahrhundert. Denn die starren Regeln des gesellschaftlichen Lebens machen es Sali und Vrenchen unmöglich zu heiraten und ein glückliches Leben zu führen. Die beiden können nicht selbstbestimmt handeln, sondern sind auf die Erlaubnis ihrer Väter und ihren gesellschaftlichen Ruf angewiesen.
Kellers Novelle selbst wurde nach ihrer Veröffentlichung stark kritisiert. Denn die angedeutete Liebesszene am Ende der Geschichte galt damals als Skandal.
Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Als Kellers Novelle 1856 veröffentlicht wurde, gab es Shakespeares „Romeo und Julia“ bereits seit über 250 Jahren. Keller griff den Stoff über zwei junge Liebende, deren Familien zerstritten waren und die gemeinsam in den Tod gingen, auf und versetzte ihn ins bäuerliche Deutschland des 19. Jahrhunderts.
Das war auch die Epoche des Realismus, in der Gottfried Keller als wichtiger Vertreter galt. Er wollte in seinen Werken das Leben der einfachen Menschen möglichst realitätsgetreu und neutral darstellen. Die Merkmale der Epoche erkennst du auch in „Romeo und Julia auf dem Dorfe“. Denn hier beschreibt Keller das Leben seiner Figuren und ihre Probleme ohne Wertung oder Ausschmückungen. Mit diesem neutralen Sprachstil wollten die Vertreter des Realismus den Leser dazu anregen, sich ein eigenes Urteil zu bilden.
Realismus
Super, jetzt kennst du „Romeo und Julia auf dem Dorfe“. Wie du weißt, gehört das Werk zum Realismus. Alles, was du über die Epoche wissen musst, erfährst du hier.