Worum geht es in „Warten auf Godot“? Im Beitrag und im Video stellen wir dir das berühmte Theaterstück vor. 

Inhaltsübersicht

Warten auf Godot — Übersicht

„Warten auf Godot“ wurde von Samuel Beckett verfasst und gilt als Paradebeispiel des absurden Theaters. In dem Drama geht es um zwei Landstreicher, Wladimir und Estragon, die an einem unbestimmten Ort zu einem unbestimmten Zeitpunkt auf einen Mann namens Godot warten. Doch dieser taucht niemals auf

  • Veröffentlichung: 1952
  • Uraufführung: 1953
  • Originaltitel: En attendant Godot
  • Originalsprache: Französisch
  • Autor: Samuel Beckett 
  • Gattung: Drama
  • Epoche: Nachkriegsliteratur
  • Hauptfiguren: Wladimir, Estragon, Pozzo, Lucky

Gut zu wissen: Der Autor Samuel Beckett hat jegliche Interpretation des Stücks abgelehnt. Auf die Frage, wer Godot sei, antwortete Beckett: „Wenn ich es wüsste, würde ich es sagen.“

Warten auf Godot — Bedeutung 

Die Redewendung „Warten auf Godot“ geht auf das gleichnamige Theaterstück zurück und bezeichnet ein vergebliches oder sinnloses Warten. Wartet jemand auf Godot, wartet er also umsonst und die Person oder Situation wird nicht eintreffen.

Warten auf Godot — Inhaltsangabe

Irgendwo an einem Baum warten die Landstreicher Wladimir und Estragon auf einen Mann namens Godot. Allerdings wissen sie nicht, wann und warum sie mit Godot verabredet sind. Um sich die Zeit zu vertreiben, führen sie einige sinnlose Gespräche, die sich im Kreis zu drehen scheinen. Sie denken auch darüber nach, sich an dem Baum aufzuhängen. Immer, wenn sie beschließen, aufzubrechen, erinnern sie sich aber an die Verabredung mit Godot und warten weiter.

Später tritt ein Herr namens Pozzo zu den Landstreichern. Er erscheint in Begleitung seines Sklaven Lucky, den er an einem Strick herumführt und mit einer Peitsche antreibt. Lucky muss außerdem allerlei Möbel schleppen. Wladimir und Estragon halten Pozzo zunächst für Godot, was dieser umgehend verneint.

Als Unterhaltung für die Wartenden befiehlt Pozzo anschließend seinem Sklaven, zu denken. Lucky beginnt einen langen Monolog, der immer verwirrender und abgehackter wird. Schließlich wird er von den übrigen drei Männern zu Boden geschlagen. Dann verlassen Pozzo und Lucky die Bühne wieder. Daraufhin kommt ein Junge auf die Landstreicher zu. Er übermittelt ihnen eine Botschaft von Godot: Dieser werde heute nicht mehr kommen, aber morgen bestimmt. Somit wird es Nacht und der erste Akt endet.

Der zweite Akt läuft ähnlich ab wie der erste. Wladimir und Estragon warten, dann treten Pozzo und Lucky auf. Doch jetzt ist Pozzo blind und muss vom stummen Lucky herumgeführt werden. Der Junge taucht wieder auf und lässt die Landstreicher wissen, dass Godot morgen sicher kommen werde. Wladimir und Estragon denken erneut darüber nach, sich aufzuhängen, allerdings finden sie keinen passenden Strick. Dann wollen sie gehen und das Warten für heute beenden. Doch als der Vorhang fällt, stehen die beiden immer noch an derselben Stelle.

Warten auf Godot — Figurenkonstellation

In unserer Figurenkonstellation lernst du die Charaktere in „Warten auf Godot“ besser kennen. 

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Figurenkonstellation Warten auf Godot

Estragon

  • Landstreicher
  • fortgeschrittenes Alter
  • körperlich schwach 
  • Spitzname „Gogo“
  • wird überfallen

Wladimir

  • Landstreicher
  • fortgeschrittenes Alter
  • körperlich robuster als Estragon
  • Spitzname „Didi“
  • kritisiert Pozzos Verhalten

Pozzo

  • Herr des Grundstücks, auf dem die Landstreicher warten
  • Herr des Sklaven Lucky
  • kommandiert Lucky herum und misshandelt ihn
  • wird im zweiten Akt blind
  • erinnert sich nicht an das erste Treffen mit Wladimir und Estragon

Lucky

  • Sklave von Pozzo
  • muss Gepäck und Möbel schleppen
  • soll auf einem Sklavenmarkt verkauft werden
  • wird stumm
  • wird der Blindenführer Pozzos

Warten auf Godot — Zusammenfassung

Das Stück besteht aus 2 Akten. Der zweite Akt wiederholt dabei viele Passagen des ersten Akts und übernimmt einige Formulierungen. Der Zeitpunkt und Ort des Geschehens sind unbekannt

1. Akt — Warten

An einem Baum neben einer verlassenen Landstraße treffen sich die beiden Landstreicher Wladimir und Estragon. Estragon versucht, seinen Schuh auszuziehen. Dieses Vorhaben gelingt ihm jedoch nicht, weil sein Fuß angeschwollen ist. Wladimir denkt währenddessen laut nach und meint, die beiden Freunde hätten sich bereits im Jahr 1900 umbringen sollen. So hätten sie sich das Dasein als Landstreicher erspart.

Im anschließenden Gespräch reden Wladimir und Estragon immerzu aneinander vorbei, bis Estragon aufbrechen will. Doch Wladimir hält ihn zurück, denn schließlich würden die beiden Freunde auf Godot warten. Wann und warum sie mit Godot verabredet sind, wissen sie nicht. Ebenso wenig wissen sie, ob sie sich am richtigen Treffpunkt befinden oder welcher Tag ist. Sie können sich auch nicht erinnern, ob sie am Tag davor bereits hier gewartet haben. 

Estragon lehnt sich an den Baum, um zu schlafen und wird prompt von Wladimir geweckt. Daraufhin entsteht ein Streit und die beiden Landstreicher wollen getrennte Wege gehen. Schon bald erkennen sie allerdings, dass sie nur einander haben und verwerfen den Plan. 

Zum Zeitvertreib überlegen die Landstreicher dann, sich an dem nebenstehenden Baum zu erhängen. Doch auch aus dieser Idee wird nichts, denn sie wollen erst auf Godot warten. Was genau sie von Godot erwarten und warum sie mit ihm verabredet sind, wissen die beiden nicht mehr.

1. Akt — Pozzo und Lucky

Plötzlich ertönen Schreie und ein seltsames Gespann tritt zu den Landstreichern. Ein Herr namens Pozzo führt seinen Sklaven Lucky an einem Strick und treibt ihn mit einer Peitsche an. Der Sklave muss viel Gepäck und Möbel schleppen. Auf die Frage, ob er Godot sei, reagiert Pozzo empört. Er stellt klar, dass er der Besitzer des Landes sei, auf dem Wladimir und Estragon sich gerade befänden.

Dann zwingt Pozzo den Sklaven, einen Tisch und einen Stuhl aufzubauen, damit Pozzo eine Essenspause machen kann. Danach bricht Lucky erschöpft zusammen. Estragon bittet Pozzo währenddessen um Reste der Mahlzeit, während Wladimir nicht mit dem Herrn sprechen will. Er findet Pozzos groben Umgang mit Lucky absolut unverständlich.

Wladimir beschließt deshalb zu gehen und Estragon will mitkommen. Doch Pozzo erinnert sie an das Treffen mit Godot und sie warten weiter. Die beiden Landstreicher wenden sich dem Sklaven zu und fragen Pozzo, warum Lucky so schwere Lasten schleppen müsse. Pozzo erzählt, Lucky auf einem Sklavenmarkt verkaufen zu wollen und der Lucky beginnt zu weinen. 

1. Akt: Theater und Botschaft

Wladimir weiß nicht, wie spät es ist und meint, es müsste schon längst dunkel sein. Um die Landstreicher zu amüsieren, lässt Pozzo den Sklaven tanzen, doch der bewegt sich nur träge. Anschließend wird ihm sein „Denker-Hut“ aufgesetzt und Lucky schweift in einen langen Monolog ab.

Er redet über Gott, die Welt, Forschungen und die Wissenschaft, aber je länger er spricht, desto verwirrender wird seine Rede. Lucky beginnt, sich zu wiederholen und wirres Zeug zu sagen, sodass er von Wladimir, Estragon und Pozzo zu Boden geschlagen wird. Er hört auf zu reden und fängt erneut an zu weinen. 

Die Landstreicher helfen dem Sklaven wieder auf die Beine. Prompt wird er von Pozzo mit Gepäck beladen und die beiden gehen weg. Als Nächstes taucht ein Junge bei den Landstreichern auf. Er sagt ihnen, dass Godot heute nicht auftauchen werde, morgen aber bestimmt. Die Landstreicher bitten den Jungen daraufhin, Godot eine Nachricht zu überbringen und ihn an das Treffen zu erinnern. 

Als der Junge geht, bricht die Nacht herein. Wladimir und Estragon führen weitere sinnlose Gespräche. Dann beschließen sie, gemeinsam wegzugehen. Dennoch rührt sich keiner vom Fleck und der Vorhang fällt. 

2. Akt — Ein neuer Tag

Im zweiten Akt wiederholt sich der Ablauf des ersten Akts. Zu Beginn ist nur Wladimir zu sehen, der ein Lied singt, das immer aus den gleichen Strophen besteht. Estragon kommt dazu, doch er sieht deutlich geschwächt aus. Er ist barfuß und hat zerrissene Kleidung, weil er von zehn Männern überfallen wurde. Außerdem kann er sich nicht an den vergangenen Tag erinnern. 

Die beiden versuchen, sich mit langen Gesprächen das Warten auf Godot zu verkürzen. Wladimir hilft Estragon außerdem dabei, seinen Schuh anzuziehen. Sie finden den „Denker-Hut“, den Lucky am Vortag getragen hat und beginnen ein Rollenspiel. Estragon übernimmt den Part von Pozzo, weigert sich aber, Wladimir zu beschimpfen und geht weg. Als er zurückkommt, behauptet Estragon, Stimmen zu hören. Wladimir schlägt vor, dass es Godot sein könnte. Die beiden verfallen erneut in Streit, aber werden von Pozzo und Lucky unterbrochen. 

2. Akt — Rollentausch

Pozzo und Lucky treten zu den Landstreichern, allerdings hat sich das Machtverhältnis zwischen den beiden über Nacht umgekehrt. Denn Pozzo ist nun blind. Zwar führt er den stummen Lucky weiterhin an einer Leine, doch jetzt ist er auf ihn angewiesen und nutzt ihn als Blindenführer

Pozzo klammert sich an Lucky und beide fallen zu Boden. Als Wladimir versucht zu helfen, wird auch er zu Boden gerissen und kann nicht mehr aufstehen. Dann fällt auch Estragon hin und die vier Männer bleiben verknäult am Boden liegen. Wladimir und Estragon überlegen, wie sie sich aus der Situation befreien könnten und ob es bald Abend sei.

Schließlich schaffen die Landstreicher es, aufzustehen und richten auch Pozzo und Lucky auf. Pozzo kann sich nicht an den Vortrag und das Treffen mit Wladimir und Estragon erinnern. Stattdessen ist er genervt von der Nachfrage, wieso er auf einmal blind und Lucky stumm sei. Deshalb entfernen sich Pozzo und Lucky bald darauf. 

2. Akt — Nachricht von Godot

Am nächsten Morgen wird Estragon von Wladimir geweckt und beschwert sich, dass sein Freund ihn nie ausschlafen ließe. Wladimir hat währenddessen Zweifel, ob die Treffen mit Pozzo und Lucky jemals stattgefunden haben. Ein weiteres belangloses Gespräch beginnt.

Dann taucht der Junge wieder auf. Er teilt den Landstreichern mit, dass Godot morgen sicher kommen werde. Auf die Nachfrage, wie Godot aussieht, beschreibt der Junge ihn als Mann mit weißem Bart.

Es wird Nacht und Wladimir und Estragon wollen aufbrechen. Dann fällt ihnen ein, dass Godot ja morgen kommen werde und sie bleiben stehen. Erneut denken sie darüber nach, sich am Baum aufzuhängen. Allerdings haben sie keinen passenden Strick zur Hand. Sie wollen erneut gehen. Trotzdem bleiben sie stehen und rühren sich nicht von der Stelle, bis der Vorhang fällt.

Warten auf Godot — Interpretation

Obwohl Samuel Beckett sich klar gegen jegliche Interpretation des Stücks gestellt hat, existieren unzählige Versuche, das Stück zu deuten. Dazu gehören zum Beispiel die irische These, die extistentialistische These, die sprachkritische These, die sozialistische These sowie die christliche These.

Die irische These

Dieser Deutungsansatz bezieht sich auf Becketts Herkunft. Genau wie Beckett sind Wladimir und Estragon demnach Iren. Als Landstreicher lungern sie nur auf der Straße herum und führen endlose Gespräche.

Die existentialistische These

In diesem Ansatz geht es um das Warten an sich. Godot ist in dem Fall nicht als bestimmte Person zu verstehen. Viel mehr betrachtest du hier das große Ganze. Das Leben selbst ist also ein einziger Wartezustand

Die sprachkritische These

Hier geht es weniger um die Handlung, als um die Sprache selbst. Wladimir und Estragon reden häufig aneinander vorbei, wiederholen sich, oder sagen sinnlose Sachen. Die Kommunikation bricht hier also zusammen. Die Sprache verselbständigt sich, denn sie hat den Zweck, etwas mitzuteilen, verloren. Stattdessen existiert sie nur noch um ihrer Selbst Willlen. 

Die sozialistische These

Diese These fragt nach dem Verhältnis zwischen Herr und Sklave. Dabei stehen vor allem die Themen Armut, Elend und Hunger im Vordergrund.

Die christliche These

In dieser Interpretation steht Godot für Gott. Wer also auf Godot wartet, stellt die Glaubensfrage und ist auf der Suche nach Gott. Beckett selbst hat sich allerdings deutlich gegen diese Auslegung gestellt.

Warten auf Godot — Zeitgeschichtlicher Hintergrund

„Warten auf Godot“ ist ein Paradebeispiel des absurden Theaters. Die Handlung scheint leer, es gibt keinen Anfang und kein Ende. Worauf die Landstreicher warten, wissen sie nicht, ebenso wenig, wie, wann und wo das Erwartete eintreffen wird. Das lässt die Handlung absurd erscheinen.

Dieses Gefühl des ewigen Wartens und der Sinnlosigkeit ist ein Spiegel der Nachkriegszeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten die Menschen ihr Leben komplett neu aufbauen. Viele fühlten sich hoffnungslos und sahen im Leben keinen Sinn mehr.

Auch alte Glaubenssätze waren zerstört und alles, was dem Leben der Menschen vor dem Krieg Struktur gegeben hatte, war nun verloren. Deshalb stellten viele Schriftsteller wie Samuel Beckett diese neue Realität in den Mittelpunkt ihrer Werke. Sie wollten den Menschen keine heile Welt vorgaukeln, sondern sie mit dem Sinnverlust konfrontieren. 

Dramenanalyse

Jetzt kennst du „Warten auf Godot“. Wie du bei der Analyse eines dramatischen Texts genau vorgehst, erfährst du hier.  

Zum Video: Dramenanalyse
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