Deutschstunde – Interpretation
Du willst wissen, was du in einer Interpretation zu „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz schreiben kannst? Das zeigen wir dir in unserem Beitrag und in unserem Video .
Inhaltsübersicht
Deutschstunde – Interpretation
Falls du den Inhalt des Romans noch nicht kennst, findest du hier eine übersichtliche Zusammenfassung mit allen wichtigen Infos.
Für eine „Deutschstunde“ Interpretation gibt es mehrere Ansätze, von denen wir dir nun drei vorstellen wollen. Du kannst im Werk das Motiv der Pflicht, den Titel des Werks und die Vergangenheitsbewältigung interpretieren.
Das Motiv der Pflicht – Deutschstunde Interpretation
Ein wichtiges Motiv, das sich durch den ganzen Roman zieht, ist die Pflicht. Gleich am Anfang erfährst du, dass Siggi einen Aufsatz mit dem Titel „Die Freuden der Pflicht“ schreiben muss. Er erinnert sich dabei an seine Kindheit und an seinen Vater Jens Ole Jepsen, den pflichtbewussten Polizisten. Siggi beschreibt seinen Vater als jemanden, der die Befehle der Nationalsozialisten (Nazis) sehr ernst nahm und es auch nach dem Krieg noch als seine Pflicht sah, den Befehlen weiter Folge zu leisten — obwohl die Nazis längst nicht mehr an der Macht waren. So zerstörte er weiterhin die Bilder des Malers Max Ludwig Nansen. Durch die Besessenheit seines Vaters entwickelt Siggi den Drang, Nansens Gemälde vor Jepsen zu beschützen. So wird es zu Siggis Pflicht, die Bilder in Sicherheit zu bringen.
Auch die Haltung von Siggis älterem Bruder Klaas gegenüber seinen Pflichten kannst du interpretieren. Eigentlich sollte Klaas als Soldat im Krieg kämpfen, doch er verweigert den Kriegsdienst und kommt seiner Pflicht somit nicht nach. Zur Strafe wird er aus der Familie verstoßen und Jepsen möchte nichts mehr mit seinem eigenen Sohn zu tun haben. Selbst nach dem Krieg nimmt Jepsen ihm seine Pflichtverletzung noch übel. Mit der gleichen Entschlossenheit, mit der er Nansens Bilder weiterhin vernichten will, grenzt Jepsen auch Klaas aus der Familie aus, da er seinen Pflichten im Krieg nicht nachgekommen ist. Du siehst, dass jeder Charakter im Werk ein anderes Pflichtbewusstsein und eine andere Auffassung von Pflicht hat. Gehe in deiner „Deutschstunde“ Interpretation auf die Pflichten der einzelnen Charaktere ein und untersuche, wie sie damit umgehen.
Tipp: Wenn du noch nicht genau weißt, wie du eine gute Interpretation schreibst und worauf du dabei achten musst, dann hilft dir dieses Video bestimmt weiter!
Ein mehrdeutiger Titel – Deutschstunde Interpretation
In deiner Analyse kannst du außerdem den Titel des Werks genauer untersuchen. Denn du kannst ihn auf verschiedene Arten auslegen. Zum einen bezieht sich die „Deutschstunde“ auf die Schulstunde, in der Siggi den Aufsatz schreiben muss. Die Stunde ist somit der Auslöser dafür, dass Siggi sich aktiv mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt. Angestoßen werden seine Erinnerungen durch den Titel des Aufsatzes — „Die Freuden der Pflicht“. Zur Zeit des Nationalsozialismus war es in der Schule üblich, Aufsätze über die Pflichten gegenüber Hitler und Nazi-Deutschland zu schreiben, um den Schülern die Weltanschauung der Nazis einzutrichtern. Die „Deutschstunde“ kannst du also nicht nur als eine Schulstunde im Fach Deutsch sehen, sondern auch als eine Stunde, die im Nationalsozialismus dazu genutzt wurde, um den Schüler die NS-Ideologie beizubringen.
Gleichzeitig ist die „Deutschstunde“ eine Art Geschichtsstunde für den Leser, denn sie setzt sich mit der Geschichte Deutschlands auseinander. Dabei beschreibt der Roman die Schicksale der einzelnen Charaktere während des Dritten Reichs und zeigt, wie das NS-Regime und der Zweite Weltkrieg das Leben der Menschen beeinflusste. Du kannst in deiner Interpretation also auf die verschiedenen Bedeutungen des Titels „Deutschstunde“ eingehen und beschreiben, was die Charaktere und der Leser in dieser Deutschstunde lernen.
Deutsche Vergangenheitsbewältigung – Deutschstunde Interpretation
„Deutschstunde“ kannst du in die Epoche der Nachkriegsliteratur einordnen, die etwa von 1945 bis 1967 andauerte. Viele Autoren beschäftigen sich nach dem Zweiten Weltkrieg mit den Folgen des Krieges und den Spuren, die das Nazi-Regime hinterlassen hatte. Lenz nahm sich beispielsweise den expressionistischen Maler Emil Nolde als Vorbild für Nansen, dem tatsächlich ein Malverbot während der NS-Zeit erteilt wurde. Als die Alliierten Deutschland besetzten, machten sie es sich zur Aufgabe, das Land vom nationalsozialistischen Gedankengut zu befreien — das nennst du auch Entnazifizierung. Dabei wurde viele Männer des Militärs und der Polizei sowie das Personal der Konzentrationslager verhaftet und in sogenannte Internierungslager gebracht. So passiert es auch mit Siggis Vater, der nach einiger Zeit jedoch wieder frei kommt.
An „Deutschstunde“ siehst du, wie wenig sich das Leben für manche Bürger damals nach dem Ende der Nazi-Diktatur in Deutschland veränderte. Trotz der Entnazifizierung war die Weltanschauung der Nazis noch in den Köpfen der Menschen verankert, wie du zum Beispiel an Siggis Vater sehen kannst. Selbst nach Ende des Krieges, als viele ranghohe Nazis verhaftet wurden, setzt er sich nicht kritisch mit der NS-Ideologie auseinander. Und obwohl das Malverbot gegen Nansen längst nicht mehr gilt, will Jepsen die Bilder weiterhin zerstören, um seine „Pflicht“ zu erfüllen. Du kannst in deiner „Deutschstunde“ Interpretation den Roman als ein Mittel zur Vergangenheitsbewältigung betrachten. So kannst du im Werk Beispiele dafür finden, wie die Charaktere selbst mit der Nazi-Vergangenheit umgehen. Andererseits gibt die „Deutschstunde“ auch dir als Leser die Möglichkeit, dich mit der Geschichte Deutschlands auseinanderzusetzen.
Nachkriegsliteratur
Jetzt weißt du, wie du eine Interpretation zu „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz schreibst. Um dabei noch genauer auf die Merkmale der Nachkriegsliteratur einzugehen, musst du dich gut mit der Epoche auskennen. Schau dir am besten gleich unser Video dazu an!