Die Marquise von O – Interpretation
Du willst wissen, wie du die Novelle „Die Marquise von O“ interpretieren kannst? In unserem Beitrag und Video zeigen wir dir drei Ansätze für eine Interpretation.
Inhaltsübersicht
Die Marquise von O – Interpretation
Damit du genau weißt, um was es in dem Werk geht, findest du hier eine übersichtliche Zusammenfassung. Jetzt zeigen wir dir drei Interpretationsansätze. Dazu gehören die Kritik an den bürgerlichen Moralvorstellungen, die Auswirkungen von Krieg und die Emanzipation der Frau.
Bürgerliche Moral – Die Marquise von O Interpretation
Heinrich von Kleist übt mit seiner Novelle offen Kritik an der damaligen bürgerlichen Gesellschaft. Er bemängelt vor allem die Doppelmoral der Menschen. Für sie waren viele Dinge vertretbar, solange sie im Geheimen stattfanden und solange niemand von den eigenen Sünden erfuhr. Das heißt, es war gar nicht so verwerflich, als verwitwete Ehefrau einen neuen Lebenspartner zu haben oder sexuell aktiv zu sein. Es war nur wichtig, dass niemand davon erfuhr.
Durch die ironisch-distanzierte Schilderung des Erzählers wird nochmal deutlich, wie lächerlich Kleist die damaligen Moralvorstellung fand. Ganz im Stil der gesellschaftlichen Doppelmoral verwendet Kleist außerdem stilistische Merkmale, die das Motiv der Verheimlichung unterstreichen. Beispielsweise wird die Vergewaltigung der Marquise nicht direkt angesprochen, sondern oft nur angedeutet. Aber auch die abgekürzten Namen der Figuren und Orte spiegeln das Motiv der Geheimhaltung geschickt wider. Dieses Motiv und seine Verwendung kannst du in deiner Interpretation mit konkreten Beispielen aus dem Werk darlegen.
Tipp: Wenn du noch nicht genau weißt, wie du eine gute Interpretation schreibst und worauf du dabei achten musst, dann hilft dir dieses Video sicher weiter!
Der Krieg – Die Marquise von O Interpretation
Die Novelle spielt zur Zeit des zweiten Koalitionskrieges gegen Napoleon . Deshalb verarbeitet Kleist die Auswirkungen des Krieges in seinem Werk. Der Graf F, der eigentlich ein moralischer, herzlicher Mensch zu sein scheint, wird plötzlich zum Vergewaltiger der Marquise. Er lässt sich durch die ohnehin angespannte Kriegslage zu sehr von seinen Gefühlen und Trieben leiten. Anstatt rational zu handeln, wird er impulsiv und vergisst seine Werte als tugendhafter Soldat.
Neben dem Grafen ist aber auch die Marquise ein Opfer des Krieges. Zunächst verstirbt ihr eigentlicher Ehemann bei einem Unfall und sie muss zu ihrem herrischen Vater zurückkehren. Außerdem wird sie von feindlichen Truppen angegriffen und schlussendlich vom Graf F vergewaltigt. Durch ihre Vergewaltigung wird klar deutlich, wie es vielen Frauen während des Krieges erging. Verwende also für deine Interpretation Textstellen, die das Leid der Menschen im Krieg anschaulich beschreiben.
Emanzipation – Die Marquise von O Interpretation
„Die Marquise von O“ kannst du als eine Geschichte der frühen weiblichen Emanzipation betrachten. Unter Emanzipation verstehst du die Befreiung der Frau aus ihrem damaligen Zustand der Abhängigkeit und Unterordnung gegenüber Männern. Dieses Thema war vor allem zur Zeit der Aufklärung sehr beliebt. Damals strebten die Menschen insbesondere nach Freiheit, genau wie die emanzipierte Frau. In seinem Werk thematisiert Kleist deshalb, wie die Hauptfigur der Marquise aus ihrer patriarchalisch bürgerlichen Familie ausbricht. Der Begriff patriarchalisch beschreibt eine allgemeine Struktur, in der Männer Macht über Frauen haben. Im Fall der Marquise hat vor allem ihr Vater Macht über sie, denn als Mann ist er ihr übergeordnet.
Zu Beginn der Novelle passt sich die Marquise auch den gesellschaftlichen Regeln an und versucht, auf ihren Vater zu hören. Als ihre Familie sie jedoch verstößt und ihr nicht glaubt, beginnt sie aus den starren Zwängen der Gesellschaft auszubrechen. Sie nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand und macht sich als eine unabhängige, selbstbewusste Frau auf die Suche nach dem Vater ihres ungeborenen Kindes. Sie beginnt dadurch, sich selbst zu finden. Auch die Tatsache, dass sich der Graf F nun ihrem Willen beugen muss und sich ihr nach der Enthüllung nicht nähern darf, ist ein Beispiel für ihre Emanzipation. Im Grunde spiegelt die Marquise also das Idealbeispiel einer emanzipierten Frau wider.
Auf den zweiten Blick ist sogar die Mutter der Marquise ein gutes Beispiel der emanzipierten Frau. Zunächst scheint es so, als würde der Vater, Herr von G, alle Zügel in der Hand halten. Später erkennst du jedoch, dass er nur im Vordergrund zu herrschen scheint und dafür im Hintergrund eigentlich die Mutter, Frau von G, das Sagen hat. Du kannst also in deiner Interpretation anmerken, dass Kleist aufzeigt, wie verletzlich die damalige patriarchalische Gesellschaft und Familie waren.
Aufklärung
Das war die Interpretation von Kleists Novelle „Die Marquise von O“. Damit du das Werk besser verstehst, musst du die dazugehörige Epoche gut kennen. Mehr zu der Literaturepoche der Aufklärung erfährst du in diesem Video .