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Was passiert in dem Drama „Vor Sonnenaufgang“? Die Handlung und Bedeutung des Werks erfährst du in diesem Beitrag!

Inhaltsübersicht

Vor Sonnenaufgang — Übersicht

Vor Sonnenaufgang“ ist ein Drama des deutschen Dramatikers und Schriftstellers Gerhart Hauptmann. Die Handlung findet in weniger als 24 Stunden auf dem Hof der Familie Krause statt. Sie steht dabei auch im Zentrum des Geschehens.

Das Sozialdrama verfolgt die einzelnen Familienmitglieder bei ihrem Zerfall durch den Alkohol. Denn durch den Fund von Kohle sind sie über Nacht zu neureichen Bauern geworden. Das hat die Bauernfamilie überfordert und so wandten sie sich dem Alkoholismus zu.

  • Uraufführung: 1889
  • Titel: „Vor Sonnenaufgang“
  • Autor: Gerhart Johann Robert Hauptmann
  • Gattung: Drama (Tragikomödie)
  • Epoche: Naturalismus
  • Hauptfiguren: Alfred Loth, Hoffmann, Helene Krause, Bauer Krause, Frau Krause, Wilhelm Kahl 
  • Aufbau: klassischer Dramenaufbau in 5 Akten

Schon gewusst: Ein Sozialdrama weist auf soziale Missstände hin und übt Kritik an ihnen. Dabei werden die Charaktere einer bestimmten Gesellschaftsschicht zugewiesen. Das wird oftmals durch einen bestimmten Dialekt, den Soziolekt, verdeutlicht.

Vor Sonnenaufgang — Figurenkonstellation

Obwohl das Drama nur auf dem Hof Krause spielt, beinhaltet es einige wichtige Figuren. Damit du die Handlung besser verstehst, stellen wir sie dir kurz vor.

Alfred Loth

  • ist ein Volkswirt (beschäftigt sich mit Wirtschaftswissenschaften)
  • ist in Helene Krause verliebt
  • verkörpert den Naturalismus und ist damit das Gegenstück zur Familie Krause
  • strebt sozialistische Ideale an

Hoffmann

  • ist ein Geschäftsmann
  • hat Martha Krause wegen des Geldes geheiratet
  • ist ein Studienkollege von Loth
  • durch seine habgierige Art verkörpert er den Kapitalismus

Helene Krause

  • Tochter von Bauer Krause
  • ist in Loth verliebt
  • Verlobte von Kahl
  • unterscheidet sich durch ihren höheren Bildungsgrad vom Rest der Familie
  • schüchtern, sensibel und leichtgläubig

Bauer Krause

  • Vater von Helene und Martha
  • Ehemann von Frau Krause
  • ist starker Alkoholiker, ungepflegt und sexuell übergriffig

Frau Krause

  • Frau von Bauer Krause
  • hat eine Affäre mit ihrem Neffen Kahl
  • versucht ihren Stand durch adeliges Benehmen und das Unterdrücken ihres Dialekts zu verstecken
  • empathielos, jähzornig und egoistisch

Wilhelm Kahl

  • ist Jäger und Nachbar der Krause
  • hat eine Affäre mit seiner Tante Frau Krause
  • Verlobter von Helene
  • versucht ebenfalls seinen Stand zu verbergen

Vor Sonnenaufgang — Inhaltsangabe

Das Drama spielt in der gleichen Zeit, in der es auch entstanden ist: im späten 19. Jahrhundert. Auch wenn das nirgends im Drama steht, so wird es dennoch aus den behandelten Themen und Lebensumständen der Figuren deutlich. Im folgenden findest du eine Inhaltszusammenfassung von „Vor Sonnenaufgang“.

Erster Akt

Das Drama beginnt mit der Ankunft von Loth auf den Bauernhof der Familie Krause im schlesischen Witzdorf. Loth möchte eine sozialkritische Studie über die Bergarbeiter des Dorfes durchführen. Hoffmann, ein alter Studienkollege von Loth, hat in die neureiche Bauernfamilie eingeheiratet und ist dadurch zu Reichtum gekommen. Während ihrer gemeinsamen Studienzeit teilten Loth und Hoffmann die gleichen politischen Ansichten. Beide standen für Gleichberechtigung und Freiheit vom Kapitalismus ein. Deshalb ist Loth der Meinung, dass Hoffmann ihm ein Startkapital für seine Studie geben wird. Das tut er auch.

Vor dem gemeinsamen Abendessen trifft Loth auf Helene Krause, die jüngere Schwester von Hoffmanns Ehefrau Martha. Helene beschwert sich bei Loth über den Verfall der Bauern. Daraufhin erzählt Loth ihr von seinen Studien, die die Lebenssituation der Bauern verbessern sollen.

Um Loth auf dem Hof willkommen zu heißen, organisiert die Familie Krause ein gemeinsames Abendessen. Dort lernt Loth Frau Krause, die zweite Ehefrau von Bauer Krause und ihren Neffen Wilhelm Kahl kennen. Kahl ist auch der Verlobte von Helene. Während sich alle anderen am Tisch reichlich am Alkohol bedienen, lehnt Loth ihn ab und kritisiert den weitverbreiteten Alkoholismus.

In seiner Kritik spricht er auch über einen betrunkenen Bauern, den er im örtlichen Wirtshaus getroffen hat. Schnell wird klar, dass es sich dabei um das Oberhaupt der Familie Krause — Bauer Krause — handelte. Helene ist dadurch mit so viel Scham erfüllt, dass sie aus dem Raum flüchtet.

Zweiter Akt

In der Morgendämmerung des nächsten Tages torkelt Bauer Krause zurück auf den Hof. Helene bekommt das mit und greift ihrem Vater unter die Arme. Daraufhin bietet Bauer Krause ihr Geld für sexuelle Handlungen und drängt sich ihr auf. Ein Arbeitsmann kommt ihr zu Hilfe und sie bringen den betrunkenen Mann ins Bett.

Helene bekommt von der Affäre zwischen Frau Krause und ihrem Neffen Kahl mit. Denn sie sieht, wie Kahl leicht bekleidet aus dem Gemach von Frau Krause schleicht. Nach dieser Entdeckung begibt sie sich wieder nach draußen. Dort trifft sie auf Loth und die beiden unterhalten sich über Literatur und Loths sozialistische Ideale. Er ist nämlich der festen Überzeugung, dass alle Menschen gleich behandelt werden sollten und es mehr Gerechtigkeit geben sollte.

Mit diesen Gedanken sprechen die beiden auch über die unmenschlichen und lebensbedrohlichen Arbeitsbedingungen der Bergarbeiter. Helene ist von Loth beeindruckt aber befürchtet, dass er sie absurd findet.

Wenig später bekommt Helene mit, wie Frau Krause eine Magd entlassen will. Helene verhindert das, indem sie Frau Krause droht, allen von der Affäre zwischen ihr und ihrem Neffen Kahl zu erzählen.

Dritter Akt

Dr. Schimmelpfennig kommt auf den Hof, um nach der schwangeren Martha zu sehen. Ihr Ehemann Hoffmann drückt dem Doktor gegenüber seine Bedenken aus, da Martha trotz der Schwangerschaft Alkohol trinkt. Dr. Schimmelpfennig rät ihm, das Kind nach der Geburt von Helene großziehen zu lassen, um ihm eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

Daraufhin betritt Helene weinend den Raum und klagt über ihren Vater, ihre Stiefmutter und ihre Schwester. Hoffmann nutzt ihre Verzweiflung aus und versucht sie zu verführen. Doch Helene lehnt sein Angebot angewidert ab. In seinem Stolz gekränkt, macht Hoffmann Loth vor Helene schlecht. Als Loth hinzukommt, setzen sie sich an den Frühstückstisch.

Dort bittet Loth Hoffmann um Unterstützung für seine Studie. Und zwar möchte er für ein paar Tage in die Bergwerke fahren und sich die Situation vor Ort anschauen. Hoffmann ist skeptisch und wechselt das Thema zu Frauen. Loth erzählt von seiner früheren Verlobung und dass er den Frauen abgeschworen hat, da keine gut genug für ihn sei.

Im Verlauf des Gesprächs kommt es zum Streit zwischen Hoffmann und Loth. Denn Loth beharrt darauf, in die Bergwerke zu fahren, auch wenn das Hoffmann schadet. Empört verlässt Hoffmann den Raum. Helene erscheint und gesteht Loth, dass sie sich in ihn verliebt hat.

Vierter Akt

Hoffmann kehrt nach seinem wütenden Abgang zurück und bittet Loth zu bleiben. Daraufhin trifft Loth sich mit Helene in der Gartenlaube und die beiden küssen sich. Nun gesteht auch Loth Helene seine Liebe. Ihre Zweisamkeit wird durch aufgeregte Bedienstete unterbrochen: Martha liegt in den Wehen. Helene macht sich auf den Weg, Dr. Schimmelpfennig zu holen.

Fünfter Akt

Es ist zwei Uhr nachts und Schimmelpfennig und Loth unterhalten sich. Sie waren einst Studienkollegen und teilten damals so wie heute die selben sozialistischen Ideale. Als Loth ihm von seiner Studie erzählt ist Dr. Schimmelpfennig begeistert und beginnt, über den Alkoholismus und Inzest in der Gegend zu klagen. Nach dem Gespräch widmet er sich wieder der gebärenden Martha. Helene kommt zu Loth und gesteht ihm ihre Angst, von ihm zurückgelassen zu werden. Sie beschließen noch in dieser Nacht gemeinsam den Hof zu verlassen.

Voller Vorfreude verlässt Helene die Szene und Dr. Schimmelpfennig kommt zurück. Er erzählt Loth von der Alkoholsucht des Bauern Krause und dass das erste Kind von Martha und Hoffmann mit drei Jahren schon alkoholkrank war und deswegen verstarb. Aufgrund dieser Informationen beschließt Loth den Hof, ohne Helene zu verlassen und schreibt ihr einen Abschiedsbrief.

Kurz darauf wird das Kind von Martha und Hoffmann tot geboren. Helene bekommt das mit und will es Loth erzählen. Bei ihrer Suche nach ihm findet sie den Abschiedsbrief. Aus lauter Verzweiflung bringt sie sich mit einem Jagdmesser um. Im Hintergrund hört man noch, wie Bauer Krause betrunken in der Morgendämmerung den Hof betritt.

Vor Sonnenaufgang — Analyse

Gerhart Hoffmanns „Vor Sonnenaufgang“ kannst du auf verschiedenen Ebenen analysieren.

Vor Sonnenaufgang — Aufbau

„Vor Sonnenaufgang“ folgt dem Aufbau eines Regeldramas. Die Handlung erstreckt sich über fünf Akte. Sie erfüllen dabei die von Gustav Freytag festgelegten Funktionen. Der 1. Akt ist die Exposition, im 2. Akt steigt die Handlung und kommt im 3. Akt zum Höhepunkt. Daraufhin fällt die Spannung im 4. Akt und im 5. Akt folgt die Lösung.

Ebenfalls handelt es sich bei dem Werk um ein geschlossenes Drama. Das ist an der Einhaltung der aristotelischen Einheiten für Zeit und Raum erkennbar. Denn im Drama bauen die einzelnen Ereignisse aufeinander auf.

Das Drama spielt außerdem innerhalb von 24 Stunden und nur an einem Ort — dem Hof Krause. Ebenfalls gibt es nicht zu viele Charaktere, sodass es dem Leser möglich ist, einen Überblick zu bewahren.

Vor Sonnenaufgang — Sprache

Auf der sprachlichen Ebene fällt vor allem die Verwendung des schlesischen Dialekts auf. Er wird hier als Soziolekt verwendet, um den ursprünglichen niederen Stand der Familie Krause zu verdeutlichen. Das wird durch den Versuch von Frau Krause ihren Dialekt zu verstecken, und damit ihre Herkunft, nochmal deutlicher.

Darüber hinaus ist die Verwendung des Dialekts auch ein Hinweis auf die Epoche des Dramas. Ein Ziel des Naturalismus ist es nämlich, sprachlich so nah wie möglich an der Realität zu bleiben. Der Grund dafür ist die Rebellion der Naturalisten gegen die perfekte Darstellung von Charakteren.

Eine weitere sprachliche Besonderheit des Dramas sind seine vielen beschreibenden Elemente im Nebentext. Während Dramen eigentlich überwiegend Dialoge beinhalten, bricht „Vor Sonnenaufgang“ diese Norm und hat viel mehr Subtext als andere Dramen. Dadurch ähnelt es einem epischen Text. Denn in der Epik ist es üblich, viele Beschreibungen zu integrieren.

Vor Sonnenaufgang — Epoche

„Vor Sonnenaufgang“ zählt zur Epoche des Naturalismus (1880-1900). Zu dieser Zeit — im späten 19. Jahrhundert — war das Leben der Menschen in Deutschland von vielen Veränderungen geprägt. Vor allem die Industrialisierung und die Städteflucht zählen dazu.

Durch diese Veränderungen stieg die Bevölkerungszahl rasant an, handwerkliche Berufe gingen zurück und Arbeitsbedingungen verschlechterten sich. Dadurch widmeten sich viele Menschen den sozialistischen Ideologien, die bessere Arbeitsverhältnisse und das Ende des Kapitalismus versprachen.

Auch die Determinationslehre entwickelte sich zu dieser Zeit. Laut ihr ist jedes Leben aufgrund der Erziehung, Umgebung und Vorfahren vorherbestimmt. Das bedeutet, dass keiner selbstbestimmte Entscheidungen treffen kann. Diese Lehre findet sich auch in „Vor Sonnenaufgang“ wieder: Bauer Krauses Alkoholsucht vererbte er an seine Tochter Martha, welche dadurch zwei Kinder verlor. Der Glaube an die Determinationstheorie ist auch der Grund, warum Loth Helene zurücklässt.

Der Naturalismus zeichnet sich durch seine Darstellungen des Hässlichen aus. Dabei verzichtet er darauf, moralische Werte zu berücksichtigen und stellt vieles sehr in die Kritik. In dem Fall von Hauptmanns Drama ist das vor allem der Umgang mit Alkohol.

Vor Sonnenaufgang — Charaktere

Viele der Figuren in dem Sozialdrama verkörpern eine bestimmte Gruppe an Menschen. Loth ist die Personifizierung des Naturalismus. Durch seine Haltung zum Alkohol und seine sozialistischen Werte wird das deutlich. Ebenfalls ist sein Glaube an die Determinationslehre ein Hinweis darauf.

Sein ehemaliger Gefährte Hoffmann hingegen vertritt die Menschen, die vom richtigen Weg abgekommen sind. Auch er strebte einst den Sozialismus an, doch verfolgt nun seine eigenen egoistischen Ziele. Um diese Haltung abzuwerten, weist Hauptmann ihm ein tragisches Ende zu. Nämlich die Fehlgeburt seines Kindes.

Auch Helene erleidet ein tragisches Ende. Sie nimmt sich selbst das Leben, um ihrem Schicksal, eine Alkoholikerin zu werden, zu entgehen. Dadurch steht sie für den Glauben an die Determination und die daraus entstehende Hoffnungslosigkeit

Bauer Krause, Frau Krause, Martha und Kahl können alle der Gruppe der neureichen Bauern zugeordnet werden. Sie kamen nicht mit ihrem neugewonnen Reichtum klar und verfielen dadurch dem Alkoholismus.

Vor Sonnenaufgang — Gerhart Hauptmann

Der Schöpfer dieser Figuren ist Gerhart Johann Robert Hauptmann. Er wurde am 15. November 1862 in Ober Salzbrunn geboren. Hauptmann begann drei Studien, aber beendete keins. Darunter auch Literaturgeschichte und Philosophie.

Mit 19 Jahren heiratete er und bekam mit seiner Frau drei Söhne. Nachdem er jedoch eine Affäre mit einer anderen Frau hatte, ließ er sich von seiner Ehefrau scheiden und heiratete kurz darauf seine Affäre.

1889 zog Hauptmann nach Berlin und widmete sich dem Theater. Im selben Jahr verfasste er auch „Vor Sonnenaufgang“. Für dieses Werk gewann er 1912 den Literatur-Nobelpreis. Andere berühmte Werke von Hauptmann sind „Die Weber“, „Der Biberpelz“ und „Die Ratten“. Am 06. Juni 1946 verstarb der Schriftsteller und Dramatiker.

Vor Sonnenaufgang — häufigste Fragen

  • Was thematisiert vor Sonnenaufgang?
    „Vor Sonnenaufgang“ von Gerhart Hauptmann thematisiert Alkoholismus, soziale Missstände und die Determinationslehre. Das sind alles drei typische Themen für den Naturalismus, die Epoche des 1889 erschienen Sozialdramas.
      
  • In welcher Zeit spielt vor Sonnenaufgang?
    Hauptmann nennt den genauen Zeitraum, in dem sein Drama spielt, nicht. Etwas, das untypisch ist. Jedoch ist aus der Handlung ersichtlich, dass es etwa in der gleichen Zeit wie dessen Entstehung spielt. Also im späten 19. Jahrhundert.
     
  • Wo spielt das Drama vor Sonnenaufgang?
    „Vor Sonnenaufgang“ von Gerhart Hauptmann spielt auf dem Hof der Bauernfamilie Krause. Das liegt im fiktiven Witzdorf in Schlesien. Der Zeitraum ist derselbe, wie zu dessen Uraufführung 1889. Alle fünf Akte finden innerhalb von 24 Stunden und auf dem Hof statt.

Dramenanalyse

Jetzt weißt du, um was es in „Vor Sonnenaufgang“ geht. Um auch andere Dramen analysieren zu können, schau dir unser Video dazu an!

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